Interview mit Niklas Hill
Niklas Hill ist Webmaster von Niklas-Hill.de.
Beschreibe doch mal das Themenspektrum deiner Website.
Meine Seite hat ein recht weit gefächertes Spektrum. So findet man Gästebuch, Forum und einen Chat, Informationen über mich, einen Pressespiegel und sogar meinen Stundenplan, den ich aus Protest gegen die 6-Tage-Woche ins Netz gestellt habe. Ferner habe ich eine Liste mit Hills im Internet aufgebaut, die inzwischen über 70 Einträge aus 14 Ländern enthält und in ihrer Art einzigartig ist.
Meine Seite beinhaltet außerdem einen Zitatvermittlungsservice für Journalisten und einen Webring gegen den «Vertiefenden Unterricht».
Die neuste Erweiterung ist das Kunstprojekt «Treibgut des Alltags» bei dem ich alltägliches zur Kunst erkläre und analysiere.
Deine Website sticht durch ihren Witz hervor. Sag mal, worauf richtest du beim Surfen dein Augenmerk? Womit kann man dich begeistern?
Eine gute Seite muss guten Inhalt haben, der aber auch gut verpackt ist. Der beste Inhalt nützt nichts, wenn die Seite unübersichtlich, hässlich und fehlerstrotzend ist, dann liest nämlich niemand mehr die Texte. Absolutes Negativbeispiel ist die Seite meiner Schule.
Die Präsentation muss vor allem passend sein. Bei einer Info-Seite ist schlichtes Design gefragt, bei einer privaten gerne auch technische Spielereien.
Bei persönlichen Netzseiten ist es ganz klar, dass sich der Besitzer selbst feiert. Entscheidend finde ich, wie originell er dies tut. Vor allem sollte der größte Teil des Seiteninhalts aus Eigenproduktion stammen. Einen Wetterservice einzubinden ist ok, aber man soll es nicht übertreiben. Es gibt Seiten, die von ihrem Betreiber nur den Namen tragen und ansonsten beliebig sind. Viele meinen zudem, ihren Besuchern das Internet erklären zu müssen.
Deine Seite z.B. gefällt mir sehr gut, da du einen einheitlichen Stil und eine übersichtliche Navigation hast und deinen Besuchern echten Service bietest.
Danke fuer die Blumen! Worin siehst du die Chancen des Internets? Was beurteilst du eher als negative Entwicklungen?
Das Internet verbindet Menschen über große Distanzen einfach wie nie zuvor. Es erleichtert das tägliche Leben, es gibt jedem die Möglichkeit sich der Weltöffentlichkeit darzustellen, es transportiert Informationen schneller als je zuvor und einiges mehr.
Eine negative Entwicklung ist sicherlich die Vermüllung des Netzes mit völlig uninteressanten Schieterkrams, man denke nur an die Seiten meiner Schule.
Ein weitaus größeres Problem sehe ich jedoch im zunehmenden Missbrauch des
Internets für Nazi-Propaganda und Kinderpornografie. Natürlich hat jede neue Erfindung ihre Schattenseiten und die Vorteile überwiegen bei weitem. Dennoch denke ich, dass so etwas nicht hingenommen werden darf, eine Zensur vorzunehmen wäre aber auch fatal.
Ich finde es unfassbar, dass die Produzenten übelster Kinderpornografie in Russland gerade mal für 6 Monate ins Gefängnis müssen, oder dass Neonazis in Amerika völlig unbehelligt bleiben.
Niklas Hill privat: Womit beschäftigst du dich wenn du nicht online bist? Was ist dir wichtig im Leben?
Die Schule frisst natürlich viel meiner Zeit auf, vor allem weil es bei uns immer noch die sinnlose 6-Tage-Woche gibt. Ich betreibe dennoch viele Projekte, z.B. bin ich Regionalbeauftragter im Verein Deutsche Sprache und Chefredakteur einer digitalen Schülerzeitung. Aber wenn mir all das Zeit lässt, lese ich viel und höre Musik. Musik kann man zum Glück ja auch beim Arbeiten am Computer hören.
Es ist mir wichtig, nicht einfach sinnlos vor mich hin zu leben. Und ob ich nun zu Demos gegen Rechts gehe oder versuche die deutsche Sprache zu retten, ich weiß wofür ich es tue.
Nennst du uns zum Schluss noch deine drei besten Surftipps?
Obwohl es ja ein bisschen peinlich ist, auf seine eigenen Projekte zu verweisen, tue ich es hier doch einmal: Ich bin Chefredakteur des Neuen Tastaments, der digitalen Schülerzeitung an der Hermann-Tast-Schule Husum. Wir bieten HTSlern Service, Unterhaltung und Aktuelles aus dem Schulleben. Das macht natürlich viel Arbeit und in der Anfangsphase müssen wir noch um die Akzeptanz dieses neuen Mediums kämpfen. Aber der Druck ist viel zu teuer und wir sind überzeugt, so mehr bieten zu können und vor allem aktueller zu sein.
Auch zu empfehlen ist der Internetauftritt des Satiremagazins Titanic, hier gibt es bitterböse Satire vom feinsten.
Eine sehr textlastige Seite ist «Die Unmoralische», hier gibt es u.a. eine Liste mit den unsinnigsten Gesetzen und eine mit den kuriosesten Namen in deutschen
Telefonbüchern.
Herzlichen Dank für das nette Interview!
Das Interview entstand im April/ Mai 2001